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„Betriebswirtschaftlich rechnet sich das immer“

Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands betont im Interview das Potenzial der höher vergüteten Vermittlungsfälle.

Herr Dr. Heinrich, wie wird das Instrument der schnellen Terminvermittlung durch Vertragsärztinnen und -ärzte aktuell genutzt?

Es läuft schleppend an. Es sind ja organisatorische Dinge, die zuerst zwischen Haus- und Fachärztinnen und -ärzten geregelt werden müssen. Man muss das so organisieren, dass dadurch möglichst wenig zusätzliche Arbeit entsteht. Das muss sich zunächst erst einmal einpendeln.

Manche Ihrer Fachkolleginnen und -kollegen scheinen sehr auf das neue Instrument erpicht zu sein und verlangen kurzfristig ausgestellte Überweisungen auch bei langfristig vereinbarten Terminen. Hausärztinnen und -ärzte sind irritiert. Ist das noch lege artis?

Nein, das wäre nicht rechtens. Es gibt immer welche, die über die Stränge schlagen. So, wie manche Hausärztinnen und -ärzte grundsätzlich sagen, „Nein, das mache ich nicht, ist mir zu viel Arbeit“. Beides ist sicherlich die falsche Haltung. Es ist eine Aufforderung an beide Gruppen enger zusammenzuarbeiten. In den KVen und bei der KBV passiert schon einiges, um das elektronisch zu unterstützen.

Ist die nun vorgesehene Honorarverteilung denn angemessen?

Ich halte es für fair, wenn ein Hausarzt 15 Euro für eine Überweisung bekommt, dass er oder sie sich dafür ein bisschen Mühe gibt. Und ich halte es für geboten, wenn Fachärztinnen und Fachärzte eine erhöhte Grundpauschale und extrabudgetäres Honorar bekommen, dass sie dann auch tatsächlich schnell Termine vergeben.

Der Aufwand wird auf der hausärztlichen Ebene teilweise beklagt. Rechnet sich die schnelle Terminvermittlung denn überhaupt?

Betriebswirtschaftlich rechnet sich das immer. Der Stundenlohn einer Medizinischen Fachangestellten (MFA) liegt brutto irgendwo zwischen 20 und 25 Euro. Also, wenn es 15 Euro für eine Überweisung gibt, könnte dafür eine MFA bis zu 20 Minuten mit einer Terminvermittlung beschäftigt sein, und es wäre noch rentabel. Das Problem ist nur, dass für diese Zusatzarbeit kein Personal in vielen Praxen nicht da ist. Deshalb ist es so wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen sich absprechen, damit die Termine möglichst effizient organisiert werden können – auch mit Hilfe technischer Lösungen.

Hauke Gerlof
Stellv. Chefredakteur ÄRZTE ZEITUNG