Anhaltende Budgetierung, der große Nachholbedarf durch kontinuierlich zu geringe Honorarabschlüsse, enorm gestiegener Kostendruck durch Energiepreis-, Miet- und die Tarifsteigerungen für Praxispersonal verschärfen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für niedergelassene Fachärztinnen und Fachärzte. Die ambulante Versorgung ist in schwerem Fahrwasser. Hinzu kommen strukturelle Probleme: Fachkräftemangel, die Auswirkungen einer insuffizienten Digitalisierungsstrategie und überbordende Bürokratie.
Lösungen für die strukturellen Probleme seien derzeit seitens der Politik nicht in Sicht. Daher bleibt für Dr. Dirk Heinrich, den Vorstandsvorsitzenden des SpiFa, den Fachärztinnen und Fachärzte nur der Protest: „Unser Arztberuf, insbesondere der in freier Praxis, ist bedroht wie nie! Und was macht die Politik? Aus dem Hause Lauterbach kommt anstelle dringend benötigter Reformen und einer Stärkung der bestehenden Strukturen ein „Gesundheitsversorgungsgesetz“, das mit Gesundheitskiosken, Gesundheitsregionen und Primärversorgungszentren arztfreie Parallelstrukturen schaffen will. Anstatt die Praxen vom Mühlstein der Budgetierung und Bürokratie zu befreien, werden also für viele Millionen Euro neue Strukturen geschaffen. Da muss die Ärzteschaft protestieren und Widerstand leisten!“
Das alles hat enorme Folgen für Patientinnen und Patienten.
„Es geht bei diesen Forderungen nicht nur um ärztliche Belange. Im Gegenteil: wir setzen uns am heutigen Tage für die künftige Versorgung und Interessen von Patientinnen und Patienten ein,“ so Heinrich, „denn nur wenn diese Forderungen erfüllt werden, wird es in Zukunft möglich sein, eine zeit- und wohnortnahe Versorgung von Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Falls nicht, drohen lange Wartezeiten auf Facharzttermine und ein fortdauernder Aufnahmestopp von Neupatienten in Praxen.“
Die Unzufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte ist enorm. Grund genug für viele Berufsverbände am heutigen Tage gegenüber Politik und Kassen ein Zeichen zu setzen. In diesem Zusammenhang bleiben heute in vielen Bundesländern die Praxen geschlossen oder laufen nur im Notbetrieb.
Die Liste der Forderungen der Fachärzteschaft ist lang. Gefordert werden unter anderem:
- eine dauerhafte Abschaffung von Budgetierung und Bedarfsplanung
- Strategien und Maßnahmen seitens der Politik für eine nachhaltige und langfristig tragfähige Finanzierung des Gesundheitssystems
- eine Krankenhausreform und damit einhergehende Gesetzesvorhaben, die das Ambulantisierungspotenzial voll (statt einseitig zu Gunsten nicht notwendiger Krankenhäuser) ausschöpfen
- eine sinnvolle, nutzenorientierte und vor allem praxistaugliche Digitalisierung
- die Schaffung von mindestens 5.000 zusätzlichen Medizinstudienplätzen und damit einhergehend auch eine Stärkung und Finanzierung der ambulanten Weiterbildung
- ein klares Bekenntnis von Politik und Krankenkassen zur Freiberuflichkeit der Ärztinnen und Ärzte in Wort und Tat!