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SpiFa warnt: Unbezahlte ärztliche Leistungen entwerten die ambulante Versorgung

Der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) warnt vor den Folgen der Budgetierung und fordert eine politische Kurskorrektur.

Der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands e. V. (SpiFa) warnt eindringlich vor einer schleichenden Bagatellisierung der ambulanten medizinischen Versorgung in Deutschland. Aktuelle Auswertungen aus Baden-Württemberg zeigen exemplarisch, dass Ärztinnen und Ärzte über Jahre hinweg medizinisch notwendige Leistungen erbracht haben, die aufgrund bestehender Budgetierungsmechanismen nicht oder nur unvollständig vergütet wurden. Die dadurch entstandenen Honorarausfälle in Milliardenhöhe sind aus Sicht des SpiFa ein strukturelles Versorgungsproblem – mit direkten Folgen für Praxen und Patientinnen und Patienten.

Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa, erklärt dazu: „Wenn erbrachte ärztliche Leistungen systematisch nicht bezahlt werden, sendet das ein fatales Signal: Medizinische Versorgung wird zur verhandelbaren Größe herabgestuft. Auch nach der Entbudgetierung der Hausärzte sind es noch 2,3 Milliarden Euro, welche die Krankenkassen auf Kosten der Praxen gespart haben. Defacto finden 13 Prozent der fachärztlichen Termine ohne Bezahlung statt – an der Zahl sind das 43 Millionen. Das ist nichts anderes als eine schleichende Bagatellisierung der ambulanten Versorgung – und sie gefährdet langfristig Qualität, Zugänglichkeit und Verlässlichkeit der Patientenversorgung.“

Nach Auffassung des SpiFa zeigt sich immer deutlicher, dass Budgetierung nicht nur ein Honorierungsproblem ist, sondern ein Fehlsteuerungsinstrument mit weitreichenden Auswirkungen. Ärztliche Arbeitszeit, diagnostische und therapeutische Leistungen sowie das Engagement der Praxisteams werden entwertet, während gleichzeitig der Versorgungsbedarf einer alternden Bevölkerung kontinuierlich steigt.

Weiter betont Dr. Heinrich: „Die ambulante Versorgung trägt den Hauptteil der medizinischen Betreuung in diesem Land. Wer gleichzeitig steigende Anforderungen stellt und Leistungen deckelt oder nachträglich kürzt, untergräbt die Leistungsfähigkeit dieses Systems. Politik und Kostenträger müssen sich entscheiden, ob sie eine hochwertige ambulante Versorgung wollen – oder ob sie deren schleichenden Substanzverlust in Kauf nehmen.“

Der SpiFa kritisiert zudem Bestrebungen, notwendige Struktur- und Vergütungsprobleme rhetorisch zu verharmlosen oder durch kleinteilige Steuerungsinstrumente zu überdecken. Eine Reduktion komplexer Versorgungsrealitäten auf vermeintliche Bagatellleistungen verkenne die tatsächliche medizinische Arbeit in den Praxen und werde der Verantwortung gegenüber Patientinnen und Patienten nicht gerecht.

Aus Sicht des SpiFa führt an einer vollständigen Entbudgetierung aller ärztlichen Leistungen kein Weg vorbei. Nur wenn jede medizinisch notwendige und erbrachte
Leistung auch vollständig vergütet wird, können Praxen wirtschaftlich stabil arbeiten, Personal halten und Patientinnen und Patienten weiterhin auf hohem Niveau versorgen.

Pressemitteilung herunterladen: PM_Unbezahlte ärztliche Leistungen entwerten die ambulante Versorgung