Der SpiFa bedankt sich beim Präsidenten der Bundesärztekammer Dr. Klaus Reinhardt für die klaren Worte zur Blockadehaltung seitens des Bundesgesundheitsministers, eine neue zwischen Bundesärztekammer, PKV und Beihilfe weitestgehend konsentierte GOÄ auch umzusetzen.
Auch die deutsche Fachärzteschaft empfindet es als Affront, dass dieses wichtige Thema in der weiteren Vorhabenplanung derzeit keine oder kaum Berücksichtigung findet. Hierzu der SpiFa-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Heinrich: „Wir sprechen hier über eine Selbstverständlichkeit: dem Erlass einer dem aktuell medizinisch-wissenschaftlichen Standard entsprechenden und betriebswirtschaftlich kalkulierten Gebührenordnung. Stattdessen wird verlangt, dass wir nach einem medizinischen Stand von vor 30 Jahren abrechnen. Wir machen aber nun mal keine Medizin von vor 30 Jahren, sondern nutzen High-Medizintechnik und diese müssen wir auch in einer Abrechnung transparent, logisch und betriebswirtschaftlich abbilden können.“
Eine solche Abbildung gebietet auch der Patientenschutz, damit mit den entsprechenden Preissignalen Innovationen eingeführt werden können, bevor diese in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung überführt werden. Dieses Verfahren hat sich bisher bewährt und wird weiterhin notwendig sein, um den medizinischen Innovationsschub am Gesundheitswirtschaftsstandort Deutschland abzubilden und zu fördern.
Der SpiFa schließt sich der Forderung von Bundesärztekammer und PKV-Verband an den Bundesgesundheitsminister an, den von allen Beteiligten konsentierten Vorschlag umzusetzen.
„Die Fachärztinnen und Fachärzte sind überzeugt, dass mit dem Einsatz von Selektivverträgen die Gesundheitsversorgung in Deutschland maßgeblich verbessert werden kann. Sie ermöglichen einen schnelleren Zugang zu medizinischen Innovationen und schaffen einen Wettbewerb um die bestmögliche Versorgung von Patientinnen und Patienten. Davon profitiert das gesamte Gesundheitssystem, auch die Krankenkassen, vor allem aber die Patientinnen und Patienten,“ so Dr. Helmut Weinhart, zweiter stellvertretender Vorstandsvorsitzender des SpiFa. Doch leider ist bislang die Einführung und Implementierung von Selektivverträgen immer noch eher die Ausnahme als die Regel. Grund dafür waren bisher unter anderem eine fehlende gesetzliche Definition und eine gesetzliche Förderung sowie bisweilen eine Blockadehaltung seitens der Krankenkassen oder der Kassenärztlichen Vereinigungen. „Leider mussten etliche SpiFa-Mitgliedsverbände in den letzten Jahren immer wieder erleben, dass so mit bürokratischen Hindernissen eine bestmögliche fachärztliche Versorgung in Gesundheitsregionen oder für definierte Populationen verhindert wurde,“ so Weinhart weiter.
SpiFa-Vorstandsmitglied Dr. Norbert Smetak ergänzt: „Deutschlands Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen und zunehmenden Versorgungsproblemen. Daher bedarf es gerade jetzt einer gesetzlichen Förderung, um auf diese Probleme zu reagieren und Versorgungsinnovationen schnell für die Versorgung der Menschen in Deutschland nutzbar zu machen. Wir begrüßen daher sehr, dass die Koalitionsparteien vorhaben, die Attraktivität von bevölkerungsbezogenen Versorgungsverträgen zu erhöhen und den gesetzlichen Spielraum für Verträge zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern auszuweiten. Der SpiFa und seine Mitgliedsverbände bieten in diesem Zusammenhang ihre Expertise an und sind zum Gespräch bereit.“
Der aktuelle IGeL-Report spricht von einem „fragwürdigen Umgang mit IGeL in den Praxen“ und beschreibt darin Szenarien bezüglich Terminvergabe und Beratung zu IGeL. „Die Art und Weise, in welcher hier pauschaliert allen Fachärztinnen und Fachärzten, die IGeL anbieten, Fehlverhalten unterstellt wird, ist unerträglich und schlichtweg diffamierend,“ so der stellvertretende SpiFa-Vorstandsvorsitzende Dr. Helmut Weinhart. „Zu unterstellen, dass die Fachärzteschaft Termine von Regeluntersuchungen zu Gunsten von IGeL zurückhält, ist ungeheuerlich. Die Fachärztinnen und Fachärzte tun alles, um Ihren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten. Mit solchen unhaltbaren Aussagen bietet man den Patientinnen und Patienten keine Hilfestellung, sondern trägt zu deren Unsicherheit bei und schwächt ihr Vertrauen in ihren Facharzt.“
Auch dass Patientinnen und Patienten mittels falscher Informationen zu Selbstzahlerleistungen überredet und teilweise bei Ihrer Entscheidung unter Druck gesetzt würden, sei wohl eher eine seltene Ausnahme als die Regel. „Eine fachärztliche Aufklärung über Nutzen und Mehrwert von Selbstzahlerleistungen in jedem individuellen Fall ist für die Fachärzteschaft selbstverständlich,“ so Dr. Christian Albring, 3. stellvertretender Vorsitzender des SpiFa. „Es gibt fachärztliche Leistungen, die nun einmal über den gesetzlichen Leistungskatalog hinausgehen und den Patientinnen und Patienten zur Verfügung gestellt werden können und oft sogar müssen, um eine leitliniengerechte Behandlung der Versicherten zu ermöglichen. Auch darin sehen wir unseren fachärztlichen Auftrag.“
„Impfen war aus gutem Grund schon immer ein wichtiger Bestandteil der ärztlichen Berufsordnung sowie der Regelversorgung und muss es auch bleiben,“ so der SpiFa-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Heinrich. Das Vorhaben der Ampelkoalition ließe völlig außer Acht, dass es beim Impfen nicht nur darum gehe, Patientinnen und Patienten auf eigenes Verlangen einen Piks zu geben. „Einen Impfstoff zu injizieren ist weit mehr als das. Ärztinnen und Ärzte kennen ihre Patientinnen und Patienten und deren gesundheitliche Vorgeschichte genau, sie allein können Impfrisiken besser abschätzen und auf individuelle Fragestellungen eingehen. Genau dafür braucht es ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis und dieses setzt wiederum die ärztliche Kompetenz voraus. Diese ist durch keine Fortbildung zu ersetzen, die eine Apothekerin oder ein Apotheker zur Qualifikation durchlaufen müssten,“ so Heinrich weiter.
Der stellvertretende Vorsitzende des SpiFa Dr. Helmut Weinhart hebt darüber hinaus den Mehrwert eines Impftermins beim Arzt hervor: „Auch wenn ein Impftermin oft der primäre Anlass zum Arztbesuch ist, bietet er Ärztinnen und Ärzten die Gelegenheit, ihre Patientinnen und Patienten in Augenschein zu nehmen, mit ihnen ihren allgemeinen Gesundheitszustand zu besprechen und gegebenenfalls auch frühzeitig gesundheitliche Probleme, die möglicherweise ein Impfrisiko bergen, zu erkennen und zu behandeln. So sieht nachhaltige gesundheitliche Regelversorgung aus und nur in diesem Rahmen können und müssen weiterhin Impfungen besprochen und durchgeführt werden.“
SpiFa Hauptgeschäftsführer Robert Schneider mahnt das Vorhaben aus berufspolitischer Sicht an: „Bei knapp 19.000 Apotheken in Deutschland lässt sich ein Mehrwert für das deutsche Gesundheitswesen durch diese Maßnahme nicht erkennen. Es wäre zu wünschen, dass sich die Koalitionsparteien endlich den großen Themen und dringend benötigten Reformvorhaben widmen, anstatt an klassischen Stellen der ärztlichen Regelversorgung herumzuwerkeln.“
„Einrichtungen der Gesundheitsversorgung dürfen keine digitalen Versuchslabore sein, nur um den Gesundheitsmarkt für digitale Lösungen und Produkte zu öffnen,“ so der SpiFa im aktuellen Positionspapier zu den Gesundheitsthemen im Koalitionsvertrag. Damit richtet sich der SpiFa vornehmlich gegen die verfrühte Einführung und Vorschrift zur künftigen Verwendung von eAU und eRezept, aber auch der geplante Austausch von 130.000 Konnektoren sorgt bei der Fachärzteschaft für Unmut.
„Zuerst zwingt man den Arztpraxen eine schlecht funktionierende TI mit einem veralteten Konnektorensystem auf, welches jetzt auch noch – unverändert – unter hohen Kosten ausgewechselt werden soll. Dafür geschätzte 350 Millionen Euro auszugeben ist der blanke Irrsinn, da in zwei Jahren die Softwarelösung zur Verfügung steht. So darf man mit dem Geld der Versicherten im Gesundheitswesen nicht umgehen,“ so Dr. Norbert Smetak, SpiFa-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des SpiFa-Ausschusses Digitalisierung. Gerade im Zuge der Diskussion um die eklatanten Fehlbeträge in der Gesundheitsfinanzierung hält der SpiFa die Ausgabe eines derart hohen Betrages für den übergangsweisen Erhalt einer veralteten und fehleranfälligen digitalen Infrastruktur nicht gerechtfertigt.
„Dann experimentiert man mit eAU und eRezept, nimmt letzteres zurück, kommt anfänglich kassenseits nicht in Gang, was die eAU betrifft und beschuldigt nun letztlich die Ärztinnen und Ärzte, die wahrlich alles tun, um in der Pandemie die Versorgung und natürlich auch die eAU am Laufen zu halten,“ so Smetak weiter.
Im Zuge der anhaltenden Diskussion fordert der SpiFa eine nachhaltige Strategie und die Entwicklung funktionierender und adäquater Lösungen, welche sich zum einen am Bedarf von Patientinnen und Patienten bzw. Ärztinnen und Ärzten orientieren und zudem vor Ihrer Einführung ausgiebig auf Praxistauglichkeit und Betriebssicherheit getestet werden.
Wie kann die Worthülse „Hybrid-DRG“ mit Leben gefüllt werden, wann folgt die für Hausärzte geplante Entbudgetierung auch für Fachärztinnen und Fachärzte, wie kann das Wesen des freien Berufes Arzt wieder gestärkt werden und wann kommt endlich die GOÄ-Novelle? Das Themenspektrum des diesjährigen SpiFa-Fachärztetages wurde auch in diesem Jahr geprägt von den Hauptanliegen der Fachärzteschaft und einer klaren Botschaft an die Politik: die großen dringend benötigten Reformvorhaben müssen endlich angegangen werden.
Dazu der SpiFa-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Heinrich: „Selbstverständlich haben wir großes Verständnis dafür, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges auf unser Gesundheitssystem die Tagesordnung der Gesundheitspolitik dominieren. Aber GERADE WEIL dem so ist, dürfen die strukturellen Reformvorhaben nicht vergessen werden. Die Ärzteschaft sowie das Fachpersonal in Medizin und Pflege ächzen spürbar unter der derzeitigen Belastung und müssen sich darauf einstellen, dass diese künftig noch größer wird, denn wir sehen gleichzeitig einem Mangel an Ärztinnen und Ärzten, MFAs und Pflegepersonal entgegen. Da ist dringend Handeln seitens der Politik und unseres Gesundheitsministers gefordert. Im Koalitionsvertrag sehen wir gute Ansätze, wir brauchen aber endlich konkrete Vorhaben.“
Der SpiFa-Fachärztetag wurde in diesem Jahr wieder hybrid durchgeführt und verzeichnete rund 680 Online-Teilnehmende sowie knapp hundert Besucherinnen und Besucher vor Ort. Zudem feierte der SpiFa in diesem Rahmen sein inzwischen 10-jähriges Bestehen. SpiFa-Hauptgeschäftsführer Robert Schneider zeigt sich zufrieden: „Wo derzeit die gesundheitspolitische Debatte fehlt, haben wir mit dem SpiFa-Fachärztetag einen wichtigen Akzent gesetzt und die großen gesundheitspolitischen Themen fernab von Corona-Krise und Ukraine-Krieg zurück auf die Tagesordnung geholt. Die Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands sind bereit, sich den kommenden Herausforderungen zu stellen und bei der Ausgestaltung der bevorstehenden Reformen mitzuwirken. Nun wird es Zeit, dass sich die Politik an die Arbeit macht.“
Alle Diskussionsrunden des SpiFa-Fachärztetages sind ab dem kommenden Mittwoch online unter www.fachärztetag.de abrufbar.
Bereits zum achten Mal lädt der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V.
(SpiFa) Stakeholder aus dem Gesundheitswesen, politische Vertreterinnen und
Vertreter sowie seine Mitgliedsverbände ein, um die aktuellen gesundheits- und
berufspolitischen Themen im Kreise der Fachärzteschaft zu diskutieren.
Strukturwandel und Reformen im Gesundheitswesen sind dringlicher denn je, entsprechend
aktuell sind die Themen auf der Agenda: „Hybrid-DRG als Modell der
Zukunft für ‚ärztlich intersektorale‘ Leistungen“, „Wohin rudert das digitale Gesundheitswesen?“,
Wie geht die Fachärzteschaft mit der Aufhebung der Budgetierung
im hausärztlichen Bereich um?“ um nur einige zu nennen. Aber auch Themen
wie „Patient-Journey“, „Kapitalinvestoren im Gesundheitswesen“ oder „Interprofessionalität“
sind dabei.
Im Rahmen des diesjährigen Fachärztetages feiert der SpiFa auch sein 10-jähriges
Bestehen als gemeinsame Interessenvertretung von inzwischen über 160.000
Fachärztinnen und Fachärzten in Klinik und Praxis. Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender
ist stolz: „Seit seiner Gründung vor 10 Jahren hat sich der SpiFa zu
DER geeinten Stimme der Fachärztinnen und Fachärzte entwickelt. Die kommenden
Herausforderungen im Gesundheitswesen sind groß und die Arbeit des SpiFa,
die kontinuierliche Vertretung der fachärztlichen Interessen, daher wichtiger denn
je!“
Besonderes Highlight am zweiten Veranstaltungstag dürfte die gesundheitspolitische
Runde sein. Unter den derzeitigen politischen Vorzeichen und dem Titel „Gesundheitspolitik – Das ungeliebte Kind! Entwicklung der kommenden Jahre unter
den Vorzeichen von Demografie und Corona-Krise“ dürfte die Diskussion zwischen
Dr. Heinrich und den politischen Vertreterinnen und Vertretern der Parteien erwartungsgemäß
hitzig werden.
Hierzu Robert Schneider, SpiFa-Hauptgeschäftsführer: „Wir erwarten gespannt die
gesundheitspolitische Runde. Aus den Reihen der Bundesregierung war es bisher
recht still, wenn es um die gesundheitspolitischen Themen jenseits von Corona
ging. Auch der Vorhabenplan des Bundesministeriums für Gesundheit lässt auf sich
warten und wird von allen Akteuren im Gesundheitswesen mit großer Neugier
erwartet. Wir hoffen, mit dieser Runde die Stille in der Gesundheitspolitik ein
wenig aufzubrechen.“
Der SpiFa-Fachärztetag 2022 findet am 31.3. und 1.4. in den Design Offices Berlin
am Humboldthafen statt. Das Programm und die Möglichkeit zur Online-Teilnahme
stehen unter www.fachärztetag.de bereit.
Vorstandsvorsitzender SpiFa
(Bildrechte: SpiFa e.V.)
Stv. 3. Vorstandsvorsitzender SpiFa
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Mitglied des Vorstandes SpiFa
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Hauptgeschäftsführer SpiFa
(Fotograf: Die Hoffotografen)
Vorstandsvorsitzender SpiFa
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Stv. 2. Vorstandsvorsitzender SpiFa
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Stv. 3. Vorstandsvorsitzender SpiFa
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Mitglied des Vorstandes SpiFa
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Ehrenpräsident SpiFa
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Hauptgeschäftsführer SpiFa
(Fotograf: Die Hoffotografen)